Die Hauspreise steigen in Deutschland unaufhörlich. Gerade in den Großstädten sind jährliche Steigerungen von mehr als 5% zu verbuchen. Sparen Sie bereits seit langer Zeit für das eigene Haus, könnte dies wie ein Lauf gegen Windmühlen wirken. Sie sparen, doch gleichzeitig erhöhen sich die Preise, sodass Sie am Ende kaum einen Vorteil haben.
Daher ist die Frage angebracht, wie viel Eigenkapital Sie eigentlich zum Kauf eines Hauses benötigen. Müssen Sie unbedingt einen Großteil des Finanzbedarfs aus eigenen Mitteln decken oder ist ein großzügiger Kredit vertretbar, um die Finanzierung zu stemmen?
Weshalb benötigen Sie Eigenkapital beim Hauskauf?
Für gewöhnlich wird empfohlen etwa 10% des Kaufpreises in Form von Eigenkapital bereitzustellen. Kostet das Haus 500.000€, müssen Sie also mindestens 50.000€ selber einbringen und den Rest per Kredit finanzieren.
Zunächst sei gesagt, dass in der derzeitigen Phase des Niedrigzins auch eine 100% oder gar 110% Finanzierung nicht unüblich sind. Dies bedeutet, dass Sie gar kein Eigenes Kapital einbringen und der Kaufpreis komplett per Kreditfinanzierung übernommen wird. Bei der 110% schließt dies auch die Kaufnebenkosten ein. Sie müssen also kein eigenes Geld in die Hand nehmen, um am Ende im eigenen Haus zu wohnen. Möglich macht dies der niedrige Zinssatz, sodass die Kreditkosten sich im Rahmen halten.
Diese Vorgehensweise ist jedoch mit einem höheren Risiko verbunden. In den USA war diese Methode beliebt und mitverantwortlich für die Immobilien- und Finanzkrise im Jahre 2008. Viele Hauseigentümer haben Immobilien erworben, die eigentlich über dem eigenen Budget lagen. Der Kredit konnte nicht mehr bedient werden und die Häuser wurden zum Verkauf angeboten.
Als Hauskäufer steht Ihnen dieses Risiko auch bevor, wenn Sie kein Eigenkapital aufbringen. Ihre Sicherheiten sinken, der Zins steigt und ein Ausfall der Kreditrate kann die komplette Finanzierung zum Wanken bringen. Denken Sie daran, dass sich Ihre Arbeitssituation und die gesundheitlichen Rahmenbedingungen schnell ändern können. Ohne ausreichende Rücklagen ist eine Finanzierung nicht mehr durchführbar und steht auf wackligen Beinen.
Daher ist es wichtig neben dem Eigenkapital auch einen ausreichend hohen Notgroschen anzulegen. Wohnen Sie derzeit zur Miete, kann der Notgroschen ruhig etwas kleiner ausfallen. Die Sanierungskosten muss der Vermieter übernehmen und größere Kostenpunkte stellen meist nur das eigene Fahrzeug dar. Als Hausbesitzer hingegen müssen Sie immer damit rechnen, dass die Heizung Schäden aufweist oder das Dach repariert werden muss. Daher ist es notwendig neben dem Eigen-Kapital finanzielle Reserven für den Notfall zu bilden.
Das zählt zum Eigenkapital
Legen Sie Ihr Vermögen breit an und lassen Sie es nicht nur auf dem Girokonto liegen? Dann sollten Sie eine gründliche Aufstellung Ihres Vermögens durchführen, um die Höhe des verfügbaren Eigenkapitals zu ermitteln.
Zum Eigenkapital zählt zunächst das Geld, welches auf Ihren Konten als Guthaben verfügbar ist. Dies schließt sowohl das Girokonto als auch das Guthaben auf dem Sparbuch ein.
Haben Sie noch einen Sparstrumpf unter dem Kopfkissen? Dann zählt dieser ebenso zum Eigenkapital.
Für den Hausbau gilt auch das Bausparguthaben als Eigenkapital. Hierbei müssen Sie jedoch den Eigenanteil von der Darlehenssumme trennen.
Etwas unsicherer, aber dennoch zum Eigenkapital, gehören Vermögenswerte in Aktien, Fonds und Immobilien. Immobilien sollten Sie jedoch nur hinzuaddieren, wenn tatsächlich ein Verkauf geplant ist. Andernfalls können Sie diese zwar als Reserve für den Notfall betrachten, aber sollten diese nicht zum Eigenkapital zählen. Gleiches gilt, wenn die Aktien oder Investmentfonds als Altersabsicherung dienen und möglichst nicht liquidiert werden sollen.
Anhand der Aufstellung erkennen Sie nun, wie viel Kapital Ihnen tatsächlich zur Verfügung steht. Damit hätten Sie die maximale Höhe des Eigen-Kapitals ermittelt.
Vorteile der Baufinanzierung mit Eigenkapital
Derzeit sind die Zinsen zwar historisch tief und eine Finanzierung ausschließlich über Fremdkapital ist möglich, dennoch bringt es weiterhin Vorteile mit sich, mehr Eigenkapital aufzubringen.
Niedrigere Zinsen
Bringen Sie mehr eigenes Kapital ein, sinkt damit das Finanzierungsrisiko für die Bank. Sie verfügen über eine bessere Liquidität und die Zinsen sinken. Dies mag zur Zeit keinen großen Einfluss haben, doch es nicht gesichert, dass das niedrige Zinsniveau auch für die nächsten Jahrzehnte anhält. Insbesondere wenn die Zinsbindung entfällt, ist es vorteilhaft über einen höheren Eigenkapitalanteil zu verfügen.
Schnellere Tilgung
Mit dem Hauskauf ist meist der Kredit auf einen Zeitraum von 30 Jahren ausgelegt. Mitunter ist es auch möglich die Tilgung ganz auszusetzen und lediglich die Zinsen zu bedienen, sodass das Haus nicht abbezahlt wird.
Für viele Hauskäufer stellt solch ein hoher Kredit jedoch eine Belastung dar. Sie schlafen wahrscheinlich besser, wenn Sie die Schulden schneller abbezahlen. Je mehr eigenes Geld Sie einbringen, desto höher fällt der Tilgungsanteil im Vergleich zu der Zinsbelastung aus und Sie können das Haus möglicherweise nach 20 Jahren abbezahlen. Dadurch schlafen Sie nicht nur besser, Sie erhalten auch eine größere Sicherheit und im Alter sinkt die Belastung.
Größere Sicherheit
Ihre Arbeitssituation erscheint sicher und die Finanzierung ist derzeit so günstig wie noch nie. Doch wie schnell sich dies ändern kann, hat die Finanzkrise 2008 gezeigt.
Sie müssen natürlich nicht gleich immer Angst vor der nächsten weltweiten Krise haben. Mit etwas mehr Rücklagen sind Sie jedoch gegen Veränderungen gewappnet und können finanzielle Einschnitte besser verkraften. Es wird somit unwahrscheinlicher, dass Sie aufgrund eines nicht bedienten Kredites Ihr Haus verkaufen müssen.
Wie viel Eigenkapital sollten Sie einbringen?
Anhand verschiedener Rechner, können Sie sich selber ein Bild davon machen, wie hoch die Kreditbelastung in Abhängigkeit des Eigenkapitals und des Gesamtfinanzierungsbedarfes ist. Die folgenden Grundregeln können Sie in Abhängigkeit Ihres Risikoprofils und der finanziellen Sicherheit befolgen.
Hausfinanzierung ohne Eigenkapital
Die Finanzierung komplett ohne Eigenkapital ist möglich, wenn Sie über eine sichere berufliche Situation verfügen oder eine ausreichend hohe finanzielle Absicherung besitzen. Dies trifft zum Beispiel auf Beamte zu, die eine hohe Pension erwarten und deren Einkommen als sicher gilt. Banken gewähren Beamte aus diesen Gründen günstigere Konditionen, sodass eine 110% Finanzierung in Frage kommt.
Ansonsten bietet sich die 110% Finanzierung für Hauskäufer an, die bereits breit am Finanzmarkt investiert sind. Aufgrund der derzeitigen niedrigen Kreditzinsen bei gleichzeitig hohen Renditen, ist es günstiger das Kapital investiert zu lassen. Wählen Sie diese Option, wenn Sie genügend finanzielle Reserven haben, um sowohl ein Abflauen der Weltwirtschaft zu verkraften als auch höhere Kreditzinsen bedienen können. Hierbei sollten Sie allerdings auch die Kosten im Auge behalten - am besten geht das mit Infos aus unserem Artikel Trade Republic Erfahrungen. Dann ist es vorteilhafter die durchschnittlichen 5% Rendite mitzunehmen, als das Geld im Hauskauf zu binden.
15% Eigenkapital
Sie verfügen über einen sicheren Job und einen ausreichend hohen Notgroschen. Dann gilt ein Eigenkapitalanteil von 15% als ausreichend, um niedrigere Zinsen zu erhalten und das Haus in einem realistischen Zeitraum abzubezahlen. Ein Eigenkapitalanteil von rund 15% gilt für den durchschnittlichen Hauskäufer als gute Empfehlung.
30% Eigenkapital
Ist eine hohe Sicherheit für Sie von Bedeutung und Sie möchten das Ausfallrisiko möglichst gering halten, dann ist eine Eigenfinanzierung von 30% anzuraten. Sie sollten hierbei aber auch berücksichtigen, dass Sie wahrscheinlich Einschnitte bei der Gesamtinvestition machen müssen. Mit solch einem hohen Eigenanteil rückt das eigene "Traumhaus" in weite Ferne und Sie müssen sich deutlich beim Standort oder der Größe der Immobilie einschränken.